Rezension – Mein Küchentagebuch von Rachel Khoo
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ein neu angekündigtes Kochbuch schon so sehnlichst erwartet wird? So ging es mir mit dem neuen Buch von Rachel Khoo. Mein Küchentagebuch: Über 100 Rezepte für kulinarisches Fernweh. Das klang so vielversprechend, besonders weil Rachel in Ihrer Sendung so oft davon schwärmt wie die malaysische, die österreichische, die französische und die englische Küche Einfluss auf sie nehmen. Also habe ich das Buch schon lange vor seinem Erscheinungsdatum vorbestellt ohne einen Blick hinein zu werfen. Ihren Stil fand ich bisher toll und Paris in meiner Küche war mein absolutes Lieblingskochbuch, bis es von Das kreolische Kochbuch von diesem Platz verdrängt wurde. Voller Vorfreude habe ich auf das Buch gewartet und mich riesig gefreut, als es dann endlich kam. Ab damit auf die Couch – ich möchte jetzt nicht gestört werden, ich genieße mein neues Buch!
Verlag: Dorling Kindersley (12. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3831027781
ISBN-13: 978-3831027781
Ich blättere einmal durch… ein zweites Mal… zögerlich ein drittes Mal. Bessere Hälfte wagt ein vorsichtiges: „du siehst nicht so richtig glücklich aus…?“
Nein, nicht so richtig. Die 100 Rezepte, die ich in diesem Buch finde, erinnern mich an ein ganz normales „Jamie Magazin“. Nur, dass das für 4,90€ zu haben ist. Da finde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis fair. Hier bin ich einfach enttäuscht. Aber versuchen wir mal in Worte zu fassen warum.
Zum einen fehlt mir in diesem Buch der rote Faden. Es wirkt wie eine bunt gemixte Rezeptsammlung, nach dem Motto „von allem etwas und nix so richtig“.
Nach der Einleitung, in der sie betont sie wäre nicht die Französin aus dem Fernsehen, sondern durch und durch Britin, kommen die Vorspeisen. Tomatensuppe mit knusprigen Kichererbsen, Ziegenkäsezigarren mit Melone-Radieschen-Gurke Salat, weiße Bohnen Salat oder kalte Gurkensuppe – alles nett, aber schon oft gesehen. Bei den Hauptgängen finden wir unter anderem gebratene Wachteln, Schweinebauch mit Schlehenschnaps, Paella Nester mit Meeresfrüchten, eine Pasta-Pizza, Huhn mit Malaysischem Salat, einen Linsensalat mit Birnen und Gorgonzola und einige Pastagerichte. Hier fällt mir auf, dass die Titel teilweise vielversprechender sind als das eigentliche Rezept.
Auch bei den Desserts warten keine großen Highlights – da wird das Rezept für den Pistazien Granatapfel Kuchen auf 4 Seiten ausgedehnt, drei davon zeigen den fertigen Kuchen aus verschiedenen Perspektiven. Mal hält Rachel ihn in der Hand und mal steht er einfach da. Wie aufregend… eine Step-by-step Anleitung wäre netter gewesen, wobei der Kuchen auch nicht so raffiniert ist, dass das unbedingt nötig wäre. Es folgen Apfelkuchen mit Gewürzen, Pflaumengelee, einige Sahnedesserts – ich würde vieles davon probieren, aber keins der Rezepte löst in mir dieses: „ab in die Küche und los geht’s – Gefühl“ aus. Auch die Schokosplitter mit Trockenbeeren und Nüsschen sind schon in zahlreichen Büchern vertreten gewesen und selbst Focaccia und Grissini können mich nicht an den Herd locken.
Ob die Rezepte gelingen kann ich euch nicht sagen. Ich vermute schon, da es ja bei Paris in meiner Küche auch keine Probleme gab. Ich habe allerdings noch kein einziges Rezept ausprobiert. Es gab ein oder zwei Rezepte von denen ich mir dachte: joa, wenn du jetzt was daraus kochen müsstest, dann könntest du dieses hier nehmen. Aber das war’s dann auch schon.
Ich habe das Buch jetzt mehr als 6 Monate und wollte mit der Rezension warten bis ich etwas daraus gekocht habe. Da ich keine Ahnung habe wann oder ob das überhaupt je passieren wird gibt es jetzt hier, kalt serviert, die „nackte Enttäuschung“.
Selbst für einen Anfänger in der ersten Wohnung, der so ein bunt gemixtes Kochbuch vielleicht ganz gut gebrauchen kann, gibt es aus meiner Sicht schönere Bücher.
Für mich ist das Buch leider ein klarer Fehlgriff gewesen, aber das entspricht natürlich meiner ganz persönlichen Meinung…
Sandra Gu meint
Eine offene und eherliche Vorstellung – finde ich großartig! Ist nun mal nicht immer alles rosa-rot… Musste ich gestern mit meinem Brotbuch auch feststellen.
katha-kocht meint
Ja, ist leider manchmal so. Ich habe dann auch kurz überlegt ob ich darüber überhaupt schreiben soll – aber ich hätte mich auch gefreut wenn mich jemand „vorgewarnt“ hätte.
Sabine I. meint
Danke schön für Deine Rezension! Ich habe „Paris in meiner Küche“ und wollte vielleicht „Mein Küchentagebuch“ dazukaufen, werde es aber jetzt lassen…Aus dem Paris hab ich Einiges nachgekocht, es war ganz prima, aber eben nicht spektakulär…für die Financiers hatte ich mir extra eine Form besorgt (die waren schon lecker!). Schön, daß du über das Buch berichtet hast!
katha-kocht meint
Die Financier Form wollte ich mir auch noch zulegen – das werde ich mal gleich wieder auf die Shopping Liste setzen 🙂 Vielleicht wird ja das nächste Buch von ihr wieder besser, dieses hier lohnt sich aus meiner Sicht jedenfalls nicht.