Rezension – Vom Guten so viel* ist das neue Kochbuch von Diana Henry das zum Jahresende im ars vivendi Verlag** erschienen ist. Bereits auf dem Einband wirbt das Buch damit die „genussvolle Kunst des Haushaltens“ mit dem interessierten Leser zu entdecken. „Einfach, nachhaltig und saisonal kochen“ ist zwar kein neues Thema, aber mit Sicherheit eins das man nicht oft genug auf den Tisch bringen kann und somit habe ich mich begeistert in dieses neue Werk einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen gestürzt und den Kochlöffel geschwungen. Und eins kann ich euch jetzt schon verraten – Bratenreste werden nie wieder als langweilige Reste auf dem Tisch landen und die einfachsten Gerichte können für die zufriedensten Esser sorgen. Seid ihr neugierig geworden? Dann seht mal was ich alles für euch getestet habe!
Zu den harten Fakten:
- Herausgeber : Ars Vivendi; 1. Edition (23. September 2021)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
- ISBN-10 : 3747202454
- ISBN-13 : 978-3747202456
- Abmessungen : 18.5 x 3.6 x 26.4 cm
Einführung
Die Einführung bietet einen kleinen Einblick über die Hintergründe zu diesem Buch. Weg von der Massentierhaltung und billiger Nahrungsmittelproduktion und hin zum bewussten Kochen ohne den Geldbeutel überzustrapazieren. Das Ganze ist wie immer sehr herzlich geschrieben, es geht eher darum auf gute Herangehensweisen an unsere Ernährung aufmerksam zu machen und bessere Strategien zu bieten als mit dem Finger auf Fehler zu zeigen. Ein charmantes Kapitel das ihr auf keinen Fall überspringen solltet.
Im Übrigen bieten auch die folgenden Kapitel immer ein kleines, einleitendes Vorwort um die Idee des jeweiligen Kapitels zu erklären. Hier geht es nicht um Suppe, Salat, Fisch und Fleisch… wobei eigentlich schon… es ist aber ein bisschen blumiger verpackt.
Der Braten und „les restes“
Wo kaufe ich mein Fleisch, worauf muss ich achten, wie brate ich was – nach 3 Seiten Basiswissen geht es auch schon weiter mit den Rezepten. Dem Grundrezept samt zahlreicher saisonaler oder flexibel dem Inhalt des Vorratsschrankes angepasster Varianten folgen dann jede Menge ganz unterschiedliche Rezepte zur Resteverwertung.
So gibt es zum Beispiel das Brathähnchen in 8 Varianten. Ziemlich cool weil man wirklich ganz unterschiedliche Ideen bekommt – vom Brathähnchen mit Herbstfrüchten über eine Variante mit Räucherpaprika und Aioli oder mit Stachelbeeren und Buttermilchsauce ist wirklich alles dabei. Die übersichtliche Zutatenliste hat man allerdings nur beim Basisrezept. Die danach folgenden Rezeptvarianten werden mit einem kurzen, knackigen Text beschrieben aus dem man sich die Zutaten eben selbst raussuchen muss. Beim Kochen stört mich das überhaupt nicht, zum Einkaufen (bzw. Einkaufszettel schreiben) ist es nicht ganz so praktisch.
Weiter geht es mit den Resten – die Rezepte sind auf unterschiedliche Mengen an Resten ausgelegt aber ich denke da ist man ja durchaus flexibel mit dem was man hat. Vom kräftigenden Hähnchen-Petersilien-Risotto und Nudeln mit Hähnchen „Chiang Mai“, eine griechische Pie mit Hähnchen, Kürbis und Feta, zum Röstbrotsalat oder dem Hähnchensalat mit Wildreis und Blaubeeren ist wirklich für jeden Geschmack, Hunger und Zeitaufwand etwas dabei. Ich fand den Salat mit Reis und Blaubeeren sehr lecker und wirklich perfekt für ein unkompliziertes Abendessen unter der Woche.
Natürlich dürfen auch Lammbraten und Lammkeule bei den „großen Rezepten“ nicht fehlen. Auch hier bietet die Resteküche jede Menge Abwechslung mit Lammpilaw mit Feigen oder einem orientalischen Shepherd’s Pie.
Der Schweinerollbraten inspiriert zu einem Salat mit Schweinefleisch, gebackenem Kürbis, Apfel und Maronen oder Nasi Goreng – langweilig wird es hier nicht.
Was ich aber bereits nach dem ersten Kapitel als kleinen Minuspunkt habe ist der sparsame Umgang mit Bildern. Die Rezepte sind toll und die Fotos die im Buch sind machen nicht nur Appetit sondern ordentlich Hunger – aber es könnten für meinen persönlichen Geschmack einfach ein paar Fotos mehr sein. Das würde dann auf der anderen Seite zu weniger Rezepten führen und das wäre natürlich gerade mit Blick auf die Resteküche auch schade… ihr seht ich bin hin und her gerissen.
Gemüseliebe
Weniger Fleisch und mehr Gemüse das wir selbst anbauen sind im laut Diana Henry im Trend. Das sehe ich ganz genau so, bei uns gibt es ja auch nur noch am Wochenende Fleisch und Freitags Fisch. Der Rest der Woche ist vegetarisch. Dabei kommt gerade im Sommer und Herbst einiges an Gemüse aus dem eigenen Beet. Ich weiß, dass das nicht für jeden möglich ist – zumindest das selbst anbauen nicht. Aber egal ob im Garten oder auf dem Balkon, wer die Möglichkeit hat sollte es mal ausprobieren. Es macht wirklich Spaß!
Und wie wäre es dann mit Sprossenbrokkoli mit Mozzarella, Chili und Sardellen oder grünen Bohnen mit Feta und Chili? Bei den Erbsen mit dicken Bohnen hat sich dann doch etwas Chorizo mit eingeschlichen, aber lecker klingen sie dennoch. Der spanische Tomaten-Brot Salat wird im nächsten Sommer ganz sicher nicht fehlen und auch die Tomaten-Basilikum-Tarte sieht super lecker aus.
Ich musste unbedingt das Coverrezept ausprobieren und kann euch das Rezept für türkische Karotten und Linsen mit Kräutern nur wärmstens ans Herz legen. Super einfach, definitiv ein Schnäppchen und extrem lecker!
Auf der nächsten Seite lacht mich schon das Kaye Korma Curry an und ich kann nicht daran vorbeiblättern. Ich steh ja total auf die Knoblauchmenge in diesem Rezept…
Marokkanischer Couscous mit sieben Gemüsesorten oder Gratin mit Blumenkohl, Bacon und Cashel Blue, Lasagne mit Kürbis und Spinat oder Sizilianisches Schmorgemüse stehen hier ebenso auf dem Plan wie gebratener Grünkohl und Rübe mit Bacon oder Wiener Kartoffeln mit Essiggurke, Kümmel und saurer Sahne.
Es gibt tatsächlich einige Rezepte mit ein wenig Bacon oder etwas Fisch aber es möchte und muss ja auch nicht jeder komplett vegetarisch kochen.
Hülsenfruchtenthüllungen
Bevor es an das who is who der Bohnen und die einzelnen Vorzüge geht bringt Diana Henry mein ständiges Problem mit Bohnen ziemlich gut auf den Punkt. Man muss daran denken sie einzuweichen. Und das macht total Sinn, schließlich hat man mit getrockneten Bohnen viel weniger Müll als mit der Dosenvariante… vielleicht versuche ich im nächsten Jahr öfter daran zu denken und weniger zur Konserve zu greifen. Ansonsten bleiben mir halt noch Linsen, die sind flotter gemacht. Haben wir also das organisatorisch geschafft locken süßsaure Linsen aus Österreich oder ein Püree aus halben Erbsen mit griechischem Zitronen-Oregano-Hähnchen. Ein Chili mit Lamm, Bier und schwarzen Bohnen klingt genau so lecker wie wie der Salat aus Kichererbsen, Kartoffeln und Sardellen mit eingelegter Zitrone und Knoblauchcreme. Ich hätte gerne mehr Fotos… kann man ja nicht oft genug sagen.
Kerniges Korn
Für mich ein super spannende Kapitel und trotzdem habe ich noch keins der Rezepte ausprobiert. Denn so spannend Farro und Perlgraupen in der heutigen Küche auch eingesetzt werden – im entscheidenden Moment denk ich immer „probier ich beim nächsten Mal aus“. Von RIsotto kann ich meine Männer nicht begeistern, Quinoa, Bulgur oder Couscous dürfen hingegen gerne auf den Tisch. Nach einer kleinen Warenkunde zum Einstieg werden noch ein paar klassische Reisegerichte aufgezählt und dann geht es auch schon wieder mit den nächsten Rezepten los.
In diesem Kapitel wird wieder fleißig mit Varianten und Resten jongliert. So lässt sich das Orangen-Pistazien-Pilwa leicht in ein ägyptisches Megadara umwandeln und das Risotto mit Wurst, Radicchio und Rotwein kann man auch mit Blumenkohl, Lauch und Blauschimmelkäse zaubern oder man macht in ähnlicher Variante ein Graupenrisotto mit Kürbis, Bacon und Maronen. Für Süßschnäbel gibt es einen Kokosmilchreis mit kandierten Limetten, für Fans von deftigen Gerichten den spanischen Reis mit Schweinefleisch und Spinat (den man aber auch mit Hähnchen und Chorizo zaubern könnte). Ein buntes Spiel mit verschiedenen Zutaten und Geschmacksrichtungen das jede Menge Lust zum kochen macht.
Edler Fisch
Das Thema Fisch wird in der Eileitung zu diesem Kapitel schön zusammengefasst – die einen trauen sich nicht so recht an die Zubereitung ran, für andere ist die Frage der Nachhaltigkeit an diesem Punkt super schwierig einzuschätzen und auch bei der kontrollierten Fischzucht hat man schnell unappetitliche Bilder vor Augen. Es gibt eine kleine Übersicht was man vermeiden sollte und was man stattdessen essen kann – zur Orientierung ist die sicher nicht ganz verkehrt. Mir gefällt an diesem Kapitel besonders, dass es nicht nur die obligatorischen 3-4 Fischrezepte sind die irgendwie dazu gehören. Hier gibt es die spanische Brasse samt Vairant in Sardellen-Rosmarin-Sauce oder mit einer Salsa serviert, den Knurrhahn auf Kartoffelstampf mit Oliven, marokkanische Fischküchlein oder Makrele in zahlreichen Varianten – von klassischen Noten über Salat mit roter Bete, indischen Kreationen oder mit sizilianischer Note. Der Salat aus Lachs, Mango und Wildreis hat bei mir einen großen Post-it kleben und Freunde von Tintenfisch dürfen sich ebenfalls über eine lange Liste mit unterschiedlichsten Rezepten von Genueser Tintenfisch mit Kartoffeln über Eintopf aus Tintenfisch, Chorizo und Bohnen oder eine bunte Grillpfanne mit Kichererbsen und Paprika freuen.
Ausgewählte Fleischschnitte
Okay, was mir beim Einweichen der Bohnen an Geduld fehlt habe ich beim Schmoren von Fleisch allemal. Natürlich liebe ich auch kurzgebratene Fleischstücke wie ein schönes Steak oder ein zartes Stückchen Lamm aber ich kann auch ein paar Stunden auf mein Essen warten während sich der Duft von einem tollen Schmorgericht im ganzen Haus verbreitet. Hier wird darauf gedrängt was schon seit Jahren immer mehr im Trend ist – verschiedene Stücke und eben nicht nur die Luxusstücke vom Tier zu verwenden. Oft ist das leichter gesagt als getan, ich persönlich habe keinen guten Metzger in direkter Nähe und greife deshalb auf die gut Bestückte Fleischtheke zurück. Da aber am liebsten Bio und das ist eben auch nur ein kleiner Teil der Theke… so ganz fancy wird es bei mir also auch selten. Aber die meisten Rezepte in diesem Kapitel kommen damit durchaus zurecht. Ich frage mich allerdings mit Blick auf britische, deutsche und französische Zuschnitte vom Rind, Schwein oder Lamm ob ich in der Vergangenheit immer genau das Stück hatte das laut Rezept dafür vorgesehen war? Wir werden dieses Rätsel wohl nicht mehr lösen können, also lasse ich die Vergangenheit ruhen und gucke munter in die Zukunft… beziehungsweise auf die nächsten Seiten!
Die Lammschulter wird zum Lammfleisch mit Oliven und eingelegter Zitrone, die Koteletts zum Hot Pot mit Black Pudding und Senf, geschmorte Hachsen werden mit Gremolata oder als vietnamesische Variante mit Süßkartoffeln serviert.
Der Schweinebauch wird saftig oder knusprig, asiatisch oder mit Thymian und Bratäpfeln auf den Tisch gezaubert. Ich mag Schweinebauch ja wirklich gerne aber der ist schon verflixt fettig… Da lachen mich die Schweinebäckchen mit Senflinsen oder die mexikanische Tinga Poblana doch gleich mehr an. Es gibt auch vom Schwein die Hachse oder leckere Bällchen mit Chilidip – hier ist für jeden etwas dabei.
Dann kommen zahlreiche Rindfleisch-Schmorgerichte und jede Menge Post-its. Granny mIllers Rindfleischeintopf lacht mich so an wie Clothildes Rinderschmortopf mit Wein, Lorbeer und Thymian. Es war ein knappes Rennen und ich habe mich für Clothilde entschieden. Also für ihren Rinderschmortopf um genau zu sein. Super lecker und *tada* mit den Resten lässt sich dann auch wieder etwas feines zaubern!
Aber auch der Ochsenschwanz oder indisches Hackfleisch mit Erbsen stehen auf dem Programm.
Suppe, wunderbare Suppe
Suppen sind Soulfood. Und sie können mehr als viele ihnen zutrauen. Gerade den Absatz zum Garnieren kann ich nur unterstreichen. Ein kleines und feines Topping kann so einer Suppe eine ganz andere Richtung geben. So gibt es Erbsensuppe oder Salatsuppe, Soupe Savoryade oder äthiopische pikante Kürbissuppe. Wenn ich denn mal Bohnen einweiche werde ich auf jeden Fall die Schwarzbohnensuppe mit Pico de Gallo ausprobieren aber jetzt im Winter steht in jedem Fall noch die Pastinakensuppe mit geräuchertem Schellfisch auf dem Plan.
Wo wilde Pflanzen wachsen
Nicht ganz mein Kapitel, so faszinierend ich das auch finde. Über ein paar Rezepte mit Brennnesseln bin ich nie hinaus gekommen. Meinen Bärlauch kaufe ich im Supermarkt aber beim Fasan mit Bier, Karotten und Honig bin ich dann wieder dabei und auch das Kaninchen in Senf-Estragonsauce lacht mich an.
Konfitüre und beerige Kuchen, Holunder Gelee und Sorbet treffen hier im süßen Eck des Kapitels aufeinander. Probieren würde ich alles davon, beim Nachmachen stehen diese Rezepte nicht ganz vorne auf meiner Liste.
Ein Füllhorn süßer Früchte
Wenn ihr Fans von Beeren und Obst seid ist das hier euer Kapitel. Bei mir wachsen ja nur zahlreiche Beeren und Kirschen im Garten aber man kann ja auch saisonal zukaufen. Dann kommt statt einem klassischen Erdbeerkuchen ein Erdbeerkuchen mit Lemon Curd auf den Tisch, es wird Kirschwein gezaubert oder kleine Stachelbeerbecher zubereitet. Ich finde die Pflaumen mit Rotwein und Rosmarin toll die man auch als in Wein gedünstete Äpfel abwandeln kann und das Blutorangen-Kardamon-Gelee wäre genau mein Ding.
Krusten und Kümmel
Was macht ihr mit Resten vom Brot? Wenn es mal nicht mehr ganz frisch schmeckt aber noch absolut okay ist? Nun, hier wären ein paar tolle Ideen für süditalienischen Blumenkohl mit gerösteten Brotkrumen, Canederli oder Eiscreme mit dunkelm Brot und Whisky!
Ein Ei bleibt ein Ei
Kurz, knapp und lecker – Eier und Gemüse mit zwei Arten Mayonnaise oder Menemen die man auch in ein Ratatouille aus dem Backofen mit Eiern abwandeln kann. Ein paar Ideen für ein schnelle und unkompliziertes Abendessen erwarten euch in diesem letzten Kapitel.
Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Rezension – Vom Guten so viel einen guten Einblick bieten was euch in diesem extrem umfangreichen Kochbuch erwartet. Auch wenn ich mir mehr Bilder wünschen würde muss man Prioritäten setzen und es gibt auch wirklich viele schöne Bilder… nur halt nicht zu jedem Rezept. Ein tolles Buch mit tollen Rezepten – nichts anderes ist man von Diana Henry gewohnt!
** Das Buch “Magnolia Table Teil 2” wurde mir freundlicherweise vom Ars Vivendi Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Rezension zum Buch und zu den Rezepten ist davon unabhängig und entspricht ausschließlich meiner persönlichen Meinung.
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