Spanisches Weinseminar bei Bernhard Moser
Wie wählt ihr euren Wein zum Essen? Habt ihr einen festen Haus und Hof Wein? Folgt ihr Empfehlungen die passend zum Rezept geboten werden? Nehmt ihr spontan und auf „gut Glück“ mal eine Flasche mit oder wählt ihr mit Bedacht bei Tastings? Bei uns gibt es in der Speisekammer von allem etwas – wir haben unseren „Alltags-Rioja“ als Rotwein, einen Pinot Grigio als Weißwein, dann liegen im Weinregal noch einzelne gute Flaschen aus der Toskana und die Beute von der letzten Grünen Woche – Südafrikanischer Pinotage, Cabernet Sauvignon und zwei Fläschchen Chardonnay. Aber was gibt es wann? Wir entscheiden das meist nach Lust und Laune. Und je besser das Fleisch ist, desto besser darf auch der Wein sein. Als Sternekoch Michel Roux in seiner Serie „Der Restaurant-Trainer“ auch angehende Sommeliers gesucht hat war unsere Neugierde geweckt. Gut, Sommelier werde ich wohl nicht mehr, aber da gibt es doch sicher auch Workshops wo man etwas lernen kann?! Schnell Google mit den Worten ‚Workshop, Sommelier, Berlin‘ gefüttert und schwups – die Weinschule Berlin gefunden. Da lacht uns bei den Seminaren auch gleich die Region Spanien an. Das müssen wir probieren! Geplant, gebucht, gewartet – und diesen Freitag war es endlich so weit.
Was uns wohl erwartet? Um 19:30 Uhr ging es los, wir waren schon 20 Minuten früher da – das war aber kein Problem, wir waren nicht die Ersten. Der Kurs hat pünktlich mit dem theoretischen Teil angefangen. Chefsommelier Bernhard Moser hat die verschiedenen Weinregionen Spaniens vorgestellt und erläutert wie historische, geografische und klimatische Einflüsse die Einzelnen Anbaugebiete beeinflusst haben. Außerdem gab es ein paar Tipps wie man bei ähnlichem Geschmack aus einer anderen Region gelegentlich nochmal mit einem etwas unbekannteren Wein auf ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältniss kommt (will sagen: ein „Schnäppchen“ ergattern kann). Als wir nach etwas mehr als einer halben Stunde für den praktischen Teil in den Keller gegangen sind, waren wir neugierig. Auf der Verkostungsliste stehen 12+1 Weine und ein Cava. 4 der Weine sind Weißweine, der Rest Rotweine. Dazu stehen Wasser und ein wunderbares, selbst gebackenes Brot auf dem Tisch. Irgendwie wünscht man sich automatisch noch etwas Butter und ein paar Scheibchen Serranoschinken. Aber wir sind ja hier um etwas zu lernen, also nix mit Schlemmen – jetzt wird verkostet.
Mit Weißweinen tun wir uns ja immer etwas schwer, wir können uns für Rotweine einfach besser begeistern. Aber ein schöner, frischer Weißwein zu einem leichten Essen passt wunderbar und wir lernen „in der passenden Situation hat jeder Wein seine Berechtigung“. Wir lassen auch die Weißweine im Glas atmen, es ist wirklich spannend was sich in so kurzer Zeit alles verändert – Mango, Maracuja, ein Wein ist öliger, der nächste spritzig frisch mit grünem Apfel.
Es geht weiter mit den Rotweinen. Wir schmecken Kräuter, Cassis, Rauch, Vanille – spannend ist, dass man vieles davon erst so richtig einordnen kann wenn man die entsprechenden Stichworte bekommt – wir brauchen dringendst einen Sommelier für die Speisekammer… Zu den Dingen die wir dringend brauchen: wusstet ihr, dass Rotwein und Weißwein bei der gleichen Temperatur reifen und gelagert werden? Wenn wir uns irgendwann also für die Investition in einen Temperierschrank entscheiden, muss der nicht zwingend zwei Zonen haben, man kann alle Weine gemeinsam lagern und den Weißen dann nur rechtzeitig in den Kühlschrank legen. Die Verkostung der Weine macht unglaublichen Spaß, die Charaktere werden von Herrn Moser mit Witz und Charm beschrieben. Wir lachen, trinken – habe ich schon erwähnt, dass das Brot wirklich lecker war? – und sehen wie stark die Temperatur den Geschmack beeinflusst, besonders bei hochprozentigeren Weinen.
Am Ende wissen wir glauben wir etwas besser zu wissen, welcher Wein zu kräftigem Essen passt, welcher Wein zu gutem Essen gehört und welche Weine man am besten ohne Essen einfach pur vor dem Kamin genießt.
Irgendwie wachsen wir an unseren Stühlen fest und sitzen noch einen Moment nachdem der Kurs gegen 23Uhr beendet ist. Dadurch lernen wir noch den süßen Vierbeiner Anton kennen bevor es nach Hause geht.
Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß und werden sicher auch das Käseseminar ausprobieren.
Ein wirklich gelungener Abend!
Foto: Chef Sommelier Bernhard Moser und ich
ninive meint
Ein schöner Bericht, sowas würde ich auch gerne mal machen. Halt mit Zeit und Muße das Ganze auch schön zu verdauen und zu nutzen…
katha-kocht meint
Ich kann das nur empfehlen – besonders wenn so wie hier die Stimmung und die Location so schön zusammen passen. Ein paar Sachen sind übrigens ziemlich leicht zu nutzen. Ich habe mich zum Beispiel sehr gefreut, dass man zu kräftigen Gerichten beim Rioja durchaus einen Crianza servieren darf und sollte, weil er mit seinen „Ecken und Kanten“ mit dem Essen mithalten kann. Ein schöner Reserva hingegen würde dabei glatt etwas untergehen und daher lohnt es sich wirklich den eher zu einem schönen Filet oder ähnlichem auf den Tisch zu stellen. Auch was das „atmen lassen“ angeht war ich doch überrascht. Da lässt sich auf jeden Fall einiges vom Erlernten recht einfach umsetzen. 🙂