Das Restaurant Rehmann am Chiemsee
Ich habe es euch ja schon berichtet – nach unserem Besuch in Kirchweidach ging es für uns weiter an den Chiemsee. Vorab haben wir hin und her überlegt, wo wir unser verlängertes Wochenende genau verbringen möchten und als Bessere Hälfte sagte, dass es in Prien am Chiemsee ein Sternerestaurant gibt, wurde ich natürlich hellhörig. In Prien befindet sich das Restaurant Rehmann in dem Martin Rehmann den Kochlöffel schwingt. Also haben wir rechtzeitig einen Tisch reserviert und sind am Freitag, pünktlich um 19:30Uhr aus dem Taxi gehüpft.
Das Restaurant selbst wirkt im ersten Moment typisch Bayrisch – eine gewisse Urigkeit durch rustikale Holzmöbel, aber mit modernen und stilvollen Akzenten in der Tischdeko die dem Gast deutlich machen: das hier ist nicht irgendein Gasthof.
Eigentlich müssen wir beim Blick auf die Karte nicht wirklich überlegen – wir freuen uns auf das Menü mit der passenden Weinbegleitung. Da, wie uns gleich mitgeteilt wurde, der Vacherin allerdings nicht geliefert wurde, gibt es das Menü an diesem Abend leider nur ohne den Käsegang. Dabei war ich gerade hier so gespannt was man aus dem tollen Käse Schönes machen kann…
Als erstes bekommen wir mehrere Stücken frisch gebackenes, rustikales Brot auf den Tisch – ein helles Weizenbrot und ein Roggenmischbrot mit Speck und Zwiebeln. Dazu etwas Butter. Ein schöner Einstieg.
Als Amuse Bouche gibt es eine Gurkenkaltschale mit geräuchertem Heilbutt – ich bin sonst kein großer Fan von Gurkenkaltschale oder Süppchen, aber die Kombination war so toll, dass dieser kleine Teller mir komplett den Kopf verdreht hat.
Als Vorspeise kam dann ein leckeres Rindertartar mit einem pochierten Wachtelei, grünem Spargel und etwas Bärlauch. Salz und Pfeffer werden für den persönlichen Geschmack mit auf den Tisch gestellt – brauchen wir aber beide nicht. Es gibt begleitend ein Glas 2011er Riesling vom Weingut Klaus Gundel.
Zum Zwischengang gab es eine offene Ravioli mit wunderbar frischer Pasta und zartem Hummer in kräftigem Krustentierfond, die uns sehr gut geschmeckt hat. Dazu ein Glas 2011er Weißwein vom Weingut Ossian aus Spanien. Uns wird erklärt, dass es sich eigentlich um einen schlichten Tafelwein handelt, der in diesem Fall aber im Eichenfass reift und damit sein interessantes Aroma entwickelt, das stark an Chardonnay erinnert.
Dann kam das Lamm. Ob man es mag wenn noch etwas Fett am Lammrücken ist oder nicht – dieses hier wurde in winzigste Rauten eingeschnitten und dann knusprig gebraten, während das Fleisch wunderbar zart und rosig ist. Abgesehen davon, dass dieser „Mini-Krustenbraten“ schon optisch ein kleiner Traum ist hat man hier auch geschmacklich ein tolles Erlebnis. Kombiniert mit gebratener Baby-Aubergine, grünem Spargel und Auberginenkaviar ein ganz wunderbarer Hauptgang. Jetzt gibt es Rotwein, ein 2010er Pinot Nero das uns dazu sehr gut gefallen hat.
Natürlich haben wir uns riesig gefreut, als Martin Rehmann nach dem Hauptgang aus der Küche an unseren Tisch kam und nochmal persönlich gefragt hat ob alles zu unserer Zufriedenheit ist. Ist es und natürlich lasse ich mir die Chance nicht entgehen die eine oder andere Frage zu stellen. Unter anderem was denn mit dem Vacherin passiert wäre. Vielleicht hat man mir ein bisschen angemerkt wie ich mich über den Käse gefreut hätte – auf jeden Fall werden wir jetzt gefragt, ob wir ein bisschen Zeit haben und eine neue Käse-Kreation probieren möchten, die erst am nächsten Tag auf die Karte kommen wird. Was für eine Frage – wer wäre nicht gerne Testesser in einem Sternerestaurant?!? Und so kommen wir in den Genuss von diesem bezaubernden Gang: Ziegenfrischkäse in Karamellgitter mit einem Klecks Whiskey-Gel darauf und etwas Rhabarber darunter. Mit dem Hinweis gebracht, dass man alles gleichzeitig probieren sollte und nicht nur das Eine oder Andere. Ein geschmackliches Highlight – zuerst hat man den Geschmack von einem kräftigen Whiskey, sofort gefolgt von der Süße des Karamells und dann der salzigen Note des Ziegenfrischkäses. Am Ende rundet die fruchtige Säure vom Rhabarber das Ganze ab – wirklich genial!
Wir schließen unser Menü mit dem Dessert ab. Lychee und Petersilie treffen hier zusammen, begleitet von kleinen Klecksen weißer Schokolade und Petersilie und mit Knallbrause! Ein ziemlich lustiges Gefühl wie es plötzlich auf der Zunge prickelt und in Kombination mit dem Gläschen Champagner ein schöner Abschluss für ein wirklich gelungenes Menü.
Zum Abschied gibt es dann noch kleine Petit Fours – Trauben in weißer Schokolade und kleine saftige Küchlein. Ein toller Abend in ausgesprochen netter Atmosphäre!
… Und Sterneköche kochen halt doch mit Feenstaub …
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