Ein Besuch auf der Eat! Berlin ist für uns schon seit Jahren Tradition und definitiv eines unserer kulinarischen Highlights im Jahr. Dieses Jahr haben wir uns nach langem Hin und Her für das Event „Müllers Schüler“ entschieden. Es gab aber auch so viele tolle Events und die Entscheidung war wirklich nicht einfach. So sind wir am letzten Samstag im Restaurant Orania, im Luxushotel Orania Berlin, gelandet um uns von Christoph Rainer aus dem Luce D’Oro, Ronny Siewert aus dem Friedrich Franz und Philipp Vogel, dem Küchenchef des Hauses, verzaubern zu lassen. Was alle drei verbindet ist ihre Zeit bei Dieter Müller – und natürlich ihr Talent in der Küche. Begleitet wurde das Ganze von den Weinen vom Weingut St. Urbans-Hof und der Live-Musik von Matti Klein am Piano und seinem Kollegen Tayfun. Und ich kann nur sagen: wir hatten in jeder Hinsicht einen tollen Abend!
Die Tische waren an diesem Abend entsprechend der Reservierungen zu „Einzeltischen“ gestellt. Wir hatten auf anderen Events auch schon oft sehr viel Spaß an langen Tafeln, waren aber an unserem „kindfreien Ausgehabend“ auch mit dieser Variante mehr als zufrieden.
Zur Begrüßung haben wir uns für den Riesling Sekt entschieden – ich muss ja zugeben, dass Riesling bei mir bis vor einigen Jahren mit den üblichen Vorurteilen belastet war. Aber Bernhard Moser, der Festivalleiter der Eat! Berlin, Sommelier und Chef der Weinschule Berlin hat den Ruf des Rieslings über die Jahre und zu zahlreichen Gelegenheiten immer wieder aus dem Schmutz gezogen. Mittlerweile wurde ich also oft genug vom Gegenteil überzeugt und muss zugeben, dass insbesondere dieser Sekt sich definitiv für einen Platz in unserem Weinschrank qualifiziert hat.
Ich saß mit Blick zum Fenster und hatte so den Kreuzberger Kontrast aus einem feinen Dinner und Vandalismus im Blick.
Zum Start gab es ein Curry-Cappuccino Süppchen mit Garnelen, begleitet von einem Wiltinger. Der Wein hätte vielleicht einen Tick kühler sein dürfen, aber das war ein minimales Luxusproblem. Die Suppe war ein absoluter Fall aus der Kategorie „all time favourite“ – perfekt für den Start in den Abend.
Den eigentlichen Auftakt zum Menü macht die unglaublich liebevoll angerichtete Gänseleber mit Topinambur, Trüffel und Ingwer. Das Brioche dazu haben wir gerne verputzt, hätten es aber gar nicht unbedingt gebraucht. Die Kombination mit der Spätlese hat uns auf jeden Fall sehr gut gefallen.
Weiter geht es mit einem Carabiniero im thailändischen Tom Yum Süppchen – der Laurentiuslay ist ein großes Gewächs und schöner Begleiter für diesen Gang.
Die Mezzelune vom Ochsen mit Salbei und Nussbutter werden mit Vacherin Mont-D’Or kombiniert – ich muss ja ehrlich gestehen, dass man mich mit der Kombination Pasta-Butter-Salbei ohnehin am Haken hat, kommt dann noch etwas salzig-knuspriges und ein schöner Wein (in diesem Fall ein Pinot Noir) dazu, dann bin ich durchaus zufrieden mit mir und der Welt.
Im nächsten Gang treffen Steinbutt und BBQ-Aal auf Algenbutter, geräucherte Nashibirne und Knollensellerie. Ich mag es ja super gerne, wenn zarter Fisch mit etwas rauchigem kombiniert wird – bei mir ist das dann üblicherweise einfach nur ein Stück Fisch das in Schinken gewickelt wurde – aber diese Variante ist natürlich deutlich eleganter.
Unser absolutes Highlight ist aber der Schweinebauch. Die Kombination aus Sushi-Reis, dem Pak Choi (der einfach 1:1 nach dem klassischen, eingelegten Ingwer schmeckt), dem knusprigen Streifen, dem Schweineschänzchen und dem separat servieren zarten Stück vom Schweinebauch hat einfach Suchtpotential. Zu unserem Glück kommt dieser Gang direkt vom Chef des Hauses – falls wir also die Gelegenheit haben sollten Wiederholungstäter zu werden haben wir es nicht weit. Der Bockstein war übrigens eine klasse Begleitung zum Essen und wir haben uns natürlich sehr gefreut, als nochmal ein Tröpfchen nachgeschenkt wurde.
Wenn ich die Fotos in den letzten Tagen meinen interessierten Mitmenschen gezeigt habe war die Reaktion lustiger weise immer gleich: „oh ja, auf das Desser habe ich schon gewartet!“ Irgendwie sind wir doch alle Dessert-Junkies, oder? Ich auf jeden Fall – dabei geht es mir vorher selten um das Dessert, außerhalb von Menüs muss ich mich als absolut „Fleischfokusiert“ outen… aber am Ende ist so ein leckeres kleines Schokoladenhighlight doch immer noch das i-Tüpfelchen auf dem Menü. In diesem Fall kommt das Ganze in der Kombination Mandel, Dulce de Leche, Orange und Safran auf den Teller. Gebt es zu, ihr würdet jetzt auch gerne naschen!
Und Stichwort naschen – als letztes Häppchen gab es noch eine kleine Schokoladenauslese. Herz was willst du mehr? Okay, Bessere Hälfte hatte einen kleinen Schoko-Overload… aber da mir so etwas gänzlich unbekannt ist habe ich mich einfach nur gefreut.
Am Ende habe ich die Profis dann noch ganz frech in ihrem Feierabend gestört – aber ich hoffe das wird mir verziehen… wir hatten auf jeden Fall einen tollen Abend und vielleicht hat ja der eine oder andere von euch auch Appetit bekommen!
Schreibe einen Kommentar